Bio-Kost für Ihr Portefeuille

Bio-Kost

Sie stehen im Schatten der Internethausse und sind doch mehr als einen Seitenblick wert: Biotechaktien erleben derzeit eine atemberaubende Berg- und Talfahrt. Fonds bieten einen Einstieg in die Branche.

Einen Biotechboom – das hatten wir doch schon mal! Richtig: Zu Beginn der Neunzigerjahre war die Branche erstmals Liebkind der Börse. Doch folgte die Ernüchterung auf dem Fusse. Die Anleger hatten nämlich in der Euphorie vergessen, dass es gut und gerne mehr als zehn Jahre dauern kann, bis ein neues Medikament die Marktreife erlangt. Verleiderverkäufe waren die Folge. Doch die Firmen haben die Forschung unaufhaltsam weitergetrieben. Bahnbrechende Forschungsresultate, erfolgreiche Medikamenteneinführungen und glänzende Marktaussichten machten von sich reden und weckten erneut das Interesse der Investoren.

Ab Herbst 1999 stiegen die Biotechaktien überproportional, um in den ersten Wochen des Jahres zu atemberaubenden Höhenflügen anzusetzen. Der H&Q-Biotechindex beispielsweise schnellte in den ersten acht Wochen dieses Jahres um rund 60 Prozent in die Höhe – ein Anstieg, der selbst Optimisten verblüffte und der zur Vorsicht mahnt. Dagegen nahm sich die 20-Prozent-Steigerung im Technologieindex schon fast bescheiden aus.

Obwohl die Goldgräberstimmung zu Beginn des Jahres wohl eher mit kurzfristiger Euphorie als mit fundamentalen Erkenntnissen zu erklären ist, basiert die Entwicklung auf realen Erfolgen und absehbarem Potenzial. Insider schätzen, dass bis in fünf Jahren jedes zweite Medikament aus den Biotechlabors stammen wird. Hinzu kommt ein überproportionales Marktwachstum des Life-Science-Bereichs auf Grund der sich verändernden Bevölkerungsstruktur in den Industrienationen. Das haben Pharmariesen wie etwa Roche, Novartis, Merck und Pfizer längst erkannt. Sie sind denn auch auf ständiger Einkaufstour, wie die Aussage von Merck-CEO Raymond V. Gilmartin unterstreicht: «Wir haben die Explosion an Erkenntnissen und Wissen erkannt und sehen die Zusammenarbeit sowie die Übernahme von Forschungslabors und kleineren Biotechnologiefirmen als Teil unserer Wachstumsstrategie …»

Typischerweise sind Biotechnologiefirmen kleine, effiziente Forschungslaboratorien. Doch spätestens wenn es um die er-folgreiche Vermarktung neuer Medikamente geht, stossen sie an ihre Grenzen und sind auf die Grossen aus der Pharmabranche angewiesen. Interessanterweise machen im Biotechbereich neben den nach wie vor klar dominierenden US-Firmen immer mehr auch europäische Forscher und Labors von sich reden. Nicht nur das schottische Roslin Institute von Ian Wilmut, das mit seinem geklonten Schaf Dolly die Welt aufhorchen liess, ist an vorderster Front aktiv. Bernard MacCabe von Ernst & Young schätzt, dass es in Europa insgesamt rund 1100 meist kleine Biotechfirmen gibt. In der Schweiz gibt es gemäss dem «Biotechnology Guide» des Schweizer Nationalfonds knapp 120 reine Biotechfirmen, von denen wiederum etwa 50 bereits eigene Produkte herstellen.

Wer in diesem Umfeld als Anleger langfristig erfolgreich sein will, braucht mehr als eine gute Nase. Um das Potenzial neuer Entwicklungen, Forschungsergebnisse und Tests beurteilen zu können, braucht es höchste Fachkompetenz. Ein Anleger, der auf ein, zwei interessante Titel setzt und mit Neuemissionen (IPO) sein Glück versucht, begibt sich auf sehr dünnes Eis.
So erstaunt es wenig, dass gerade in diesem Bereich Anlagefonds auf sehr grosses Interesse stossen. Nicht nur Privatanleger, sondern auch grössere institutionelle Kunden nutzen das Know-how der Managementteams. Zahlreiche Fondsmanager stammen aus der Life-Science-Branche und verfügen aus eigener Praxis über das notwendige Fachwissen.

Fondsanbieter wie Pictet oder Lombard Odier gehen sogar noch einen Schritt weiter und stellen dem eigentlichen Fondsmanager ein so genanntes Scientific Advisory-Board zur Seite. Im Falle von Lombard Odier besteht dieser Wissenschaftsrat aus sieben führenden Wissenschaftlern. Mit dabei ist auch der Schweizer Nobelpreisträger Rolf Zinkernagel. Ihre primäre Aufgabe ist es, dem Fondsmanager bei der Beurteilung neuer Technologien und Entwicklungen Hilfestellung zu bieten sowie neue Ideen einzubringen. Mit diesem Konzept ist Lombard Odier mit ihrem Immunology Fund sehr erfolgreich. Obwohl der Fonds gemäss Reglement mindestens 50 Prozent im Pharmabereich halten muss und damit maximal die Hälfte in typische kleinere und mittlere Biotechnologiefirmen investieren darf, legte der Fonds in den ersten neun Wochen dieses Jahres um über 70 Prozent zu.

Wenn Pharmaaktien zurückbleiben, während Biotechtitel boomen, mag die Mix-Strategie von Lombard Odier defensiv erscheinen. Allerdings kann das Fondsmanagement damit das Risiko konstant halten, weil vor allem die boomenden Biotechfirmen teilweise ein nicht unerhebliches Rückschlagspotenzial aufweisen. Hinzu kommt bei Lombard Odier, dass der Fonds knapp zehn Prozent seines Vermögens in nicht kotierte Gesellschaften investiert. Diese Tranche weist damit keine kurzfristigen Schwankungen auf, was dem Fonds zusätzliche Kontinuität verschafft.

Wer wenig Gefallen an diesem Konzept findet und ein reines Biotechengagement mit den kurzfristig wohl eher etwas höheren Chancen und Risiken bevorzugt, dürfte sich mit Fonds wie dem Pictet GSF Biotech, dem UBS Biotech oder dem Clariden Biotechnology besser fühlen (siehe Tabelle «Seit Herbst 1999 eine prächtige Performance» auf Seite 153). Diese Fonds konzentrieren sich ausschliesslich auf die Biotechindustrie und weisen eine noch höhere Kursdynamik auf. Allerdings: Lassen Sie sich nicht von kurzfristiger Euphorie verleiten. Wer jetzt noch auf den Zug aufspringt, muss sich der grossen Risiken bewusst sein. Empfehlenswert sind deshalb nur langfristige Engagements. Mehr als fünf bis zehn Prozent sollte der Biotechanteil im Aktienportefeuille nicht ausmachen. Alles andere wäre mit Blick auf das derzeitige Auf und Ab zu aggressiv.

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