Gemütlich abtauchen

Gemütlich abtauchen

Die grössten Robben gaben Forschern bislang die grössten Rätsel auf. Dank Satelliten sind sie dem Leben der See-Elefanten auf der Spur.

Zweimal im Jahr verschwinden die See-Elefanten des kalifornischen Naturschutzgebiets Año Nuevo von der Bildfläche. Nach der Aufzucht ihrer Jungen verlassen sie das Festland und kommen erst viele Monate später für kurze Zeit zum Fellwechsel wieder ans Trockene.

Bisher war es rätselhaft, was diese Meeressäuger auf offener See treiben, wo sie zwei Drittel ihrer Zeit verbringen. Erst die Entwicklung von Hightech-Instrumenten ermöglicht es Meeresforschern, das verborgene Leben dieser grössten Robbenart zu erkunden.

Der Biologe Burney LeBœuf von der University of California in Santa Cruz studiert seit zwei Jahrzehnten das Verhalten von See-Elefanten: «Ihr Leben im Ozean war ein Buch mit sieben Siegeln.» Druck- und Tiefenmesser verrieten ihm, dass die Tiere etwa 90 Prozent ihres Lebens unter Wasser verbringen und in rund 600 Meter Tiefe jagen.

Doch erst mit Hilfe von Mikrochips und Satelliten weiss LeBœuf, wo die Jagdgründe sind und was die Tiere fressen. Er rüstete 47 See-Elefanten mit Sendern aus und fand heraus, dass die Weibchen aufs offene Meer wandern, wo sie tiefe Tauchgänge machen. Die Männchen aber ziehen den Meeresgrund an der Küste zwischen Kanada und Alaska vor. LeBœuf kombinierte Satellitendaten mit der Struktur des Meeresbodens und Informationen über Fischvorkommen und schloss auf ihre Nahrung: frei schwimmende Tintenfische für die Damen, am Grund lebende Haie für die Herren.

Eine Menüwahl mit Folgen: Die Nahrung der Männchen liefert zwar mehr Energie, doch sie sind an der Küste auch ihren Feinden ausgesetzt: Killerwalen und weissen Haien. Das Risiko scheint sich zu lohnen, denn Schwergewichte – Männchen wiegen bis zu 3,5 Tonnen – verbessern ihre Chancen im Kampf um einen Harem.

Satellitendaten bestätigen auch den erstaunlichen Orientierungssinn der Meeressäuger. Der Robbenforscher Bernie McConnell von der St-Andrew-Universität in Schottland versah frisch entwöhnte See-Elefantenjunge mit Sendern. Sie werden von ihren Eltern verlassen, ehe sie selbst jagen können. Zielstrebig machten sich die Jungen auf den richtigen Weg. «Für Robben gibt es dort unten offenbar viele Wegweiser», sagt er.

Die Fortschritte in der Verhaltensforschung per Satellit wurden erst durch die Miniaturisierung der Elektronik möglich. Landtieren wurden schon vor 30 Jahren klobige Sender umgehängt, doch sie würden stromlinienförmige Meerestiere in ihrer Bewegungsfreiheit stören. Erst Mini-Batterien ermöglichen es, genügend Daten zu sammeln.

Je kleiner die Sonden, desto mehr können die Forscher in einen Sender packen. Die Informationen könnten den Tieren zugute kommen. «Im Wissen um die Jagdgründe der Tiere könnte die Fischerei an diesen Stellen entsprechend beschränkt werden», sagt McConnell. Mit Geräten zur Messung der Herzfrequenz und des Lärmpegels könne er feststellen, ob Schiffsmotoren den Tieren Stress bereiten. Falls ja, könnten Schifffahrtsrouten umgeleitet werden.

Als Gegenleistung könnten die Robben den Forschern unter anderem Hinweise über die Verschmutzung des Meeres liefern – ohne grossen Aufwand.

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