Privatbanker entdecken Start-ups

Start-ups

In der Schweizer Unternehmerszene grassiert der Börsenvirus. Am SWX New Market kommt es gleich reihenweise zu Börsenkotierungen. Bereits hat der Virus die potenziellen Firmengründer angesteckt. Kaum haben sie nämlich eine neue Business-Idee kreiert und ihr eigenes Unternehmen für die Umsetzung gegründet, werden schon die Monate bis zum IPO gezählt. Derzeit herrschen hier zu Lande fast amerikanische Zustände, wo jeder Ideenträger sich bereits als Börsenstar sieht. Endlich, ist man versucht zu sagen, zumal in den Neunzigerjahren die meisten helvetischen Firmengründer nur kleine Brötchen gebacken hatten und globale Visionen eine Ausnahmeerscheinung waren.

Jetzt ist es gerade umgekehrt. Das sorgt für eine Aufbruchstimmung wie in den Fünfziger- und Sechzigerjahren. Einzig die Politiker hinken dem Geschehen weiter hinterher. Warum zum Beispiel ist der minimale Nennwert der Aktien immer noch bei zehn Franken fixiert? Es ist doch eine bekannte Tatsache, dass ein tieferer Nennwert den Start-up-Unternehmen den Gang an die Börse erleichtern würde, weil sie dadurch auch bei kleineren Börsenkapitalisierungen eine genügend grosse Anzahl von Aktien für einen liquiden Markt schaffen können. Erst kürzlich forderte deshalb die Schweizerische Vereinigung für Unternehmensfinanzierung SECA mit einem Positionspapier vom Bundesrat, den Mindest-Nennwert auf einen Rappen herabzusetzen oder gar nennwertlose Aktien einzuführen. Dies scheint nicht umstritten. Doch bis die Parlamentarier in Bern darüber zu Ende diskutiert haben und entscheidungsfähig sind, wird es wohl wie üblich Monate, wenn nicht gar Jahre dauern.

Die Serie der Börsenkotierungen am SWX New Market und auch an den Wachstumsmärkten im Ausland entpuppen sich nicht nur als Geldmaschine für die Start-up-Firmen selber, sondern auch für die Venture-Capitalists und die Finanzinstitute wie die Bank Vontobel, welche die Firmen an die Börsen bringen. Zu den Profiteuren des Börsenfiebers gehören auch die Kommunikationsdienstleister sowie die Unternehmensberatungs- und Treuhandfirmen. Letztere übernehmen Beratungsleistungen, erstellen Evaluationen, Analysen und Bewertungen.

Jetzt drängen auch die Privatkundenbetreuer von Credit Suisse in dieses Business. Schliesslich werden die neuen Börsenstars praktisch über Nacht zu mehrfachen Millionären und damit zu potenziellen Kunden der Privatebanker. Wenn nun die Kundenbetreuer die Unternehmensgründer mit ihren Beratungsleistungen erfolgreich bis zum IPO führen, dann bleiben sie nach dem erfolgreichen Börsengang der Credit Suisse Private Banking als Kunden erhalten, denn jetzt müssen die mehrere Millionen schweren Newcomer ihr neu generiertes Vermögen auch bewirtschaften. Ein cleverer Schachzug von CS Private Banking, über diesen Weg neue Kunden zu akquirieren. Der Weg über die Privatkundenbetreuer zahlt sich für die Start-up-Unternehmer schon im Vorfeld des IPO aus, zumal bei der CS Private Banking die erbrachten Leistungen nur bei Erfolg berappt werden müssen.

Und hier noch ein Hinweis für alle jungen Firmenchefs und Chefs von jungen Firmen: An der Computer-Expo 2000 im Lausanner Palais de Beaulieu (2.- 5. Mai) findet dieses Mal auch eine grosse Start-up-Night statt. Neben der Pflege der Geselligkeit wird sich an der Gala alles um die Kunst, die Informatik und die Zukunft drehen. Der Eintrittspreis beträgt fürstliche 200 Franken. Doch dafür sind «apéritif – repas – vins compris»

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