Politik und Wirtschaftsförderung
Es gibt nicht viele Unternehmer, die bereit sind, politische Ämter zu übernehmen. Und wenn, kommen sie zum grössten Teil aus der Berater- und Dienstleistungsbranche. Da sind Firmenchefs aus der Industrie die Ausnahme. Umso erfreulicher, dass heuer vier Industrievertreter neu in den Nationalrat gewählt wurden, nämlich FDP-Mann Johann Schneider-Ammann, der Genfer Jean-Claude Vaudroz für die CVP sowie Peter Spuhler und Hansruedi Wandfluh für die SVP. Nach wie vor Mangelware sind hingegen die Neuunternehmer: Sie haben zum Politisieren schlicht keine Zeit. Wobei gerade sie darauf angewiesen wären, dass der Staat ein Umfeld bietet, in dem neue Firmen entstehen und wachsen können. Und da gibt es wahrlich viel zu tun.
An erster Stelle steht der Abbau von administrativen Hürden. Dazu kommen aber auch konkrete Impulsaktivitäten. Ein Schritt in diese Richtung ist das neue Aktionsprogramm Soft[net] zur Förderung der Schweizer Software-Szene, für das der Bund 30 Millionen Franken bereitgestellt hat. Auf Grund der Tatsache, dass die Informatik die Schlüsseltechnologie der Zukunft schlechthin ist, ist das ein Tropfen auf einem heissen Stein. Aber immerhin tut sich etwas.
Die Schweiz hat es bisher verpasst, einen genügend grossen Cluster im Bereich der Softwaretechnologien aufzubauen. Dass jetzt Tausende von Softwarespezialisten fehlen, macht das Leben der Neuunternehmen, aber auch ganz allgemein der KMU, nicht leichter. Dabei braucht die Task-Force KMU des Bundes, die soeben einen Internetratgeber für kleinere und mittlere Unternehmen herausgegeben hat (Bestellungen bei www.kmuinfo.ch), deutliche Worte: «Eine erfolgreiche Zukunft wird es ohne Internet kaum mehr geben.»
Der Aufbau und Betrieb einer Homepage ist für die meisten KMU zwar kein Problem mehr. Aber wenn es um die Einbindung sämtlicher Prozessabläufe eines Unternehmens geht, sind sie überfordert. Es braucht Brain-Power von aussen, und genau die fehlt. Die Frage, wie solche Lücken geschlossen werden können, wurde in der politischen Arena noch kaum gestellt.
Gut zu wissen, dass zahlreiche Start-ups gerade im Internetbereich über starke Projekte und Tools verfügen, die entweder bereits auf dem Markt sind oder in Kürze auf den Markt kommen werden. Dazu gehört das Web-Management-Tool der Open Mind Systems in Basel, die nun mit dem Innovationspreis beider Basel ausgezeichnet wurde. Generell scheint sich Basel zum Internetmekka der Schweiz zu entwickeln. Dort agiert auch die Pixelpark-MMK sowie die mit Venture-Capital finanzierte Day Interactive, die den Basler Innovationspreis auch schon einheimsen konnte. Apropos Basel: Dort wurde jetzt auch der neu vom ETH-Rat unterstützte Prix ETA verliehen. Hauptpreisträger ist der Schwyzer Unternehmer Emil Grüninger mit seiner Firma Soltherm, die ein neuartiges Klimagerät entwickelt hat.
Grüningers Firma wird im Jahr 2000 25 Jahre alt. Damit kann sie den Swiss Economic Award nicht mehr gewinnen. Doch Unternehmen, die nicht älter als sechs Jahre sind, dürfen sich Chancen ausrechnen. Bewerben können sie sich ab jetzt bis zum 5. März 2000 (Kontaktadresse: Swiss Economic Forum, zuhanden Herrn Dr. Thomas Bähler, Postfach 1381, 3601 Thun; auf der Homepage www.swisseconomic.ch können Anmeldeformulare heruntergeladen werden). Die Grossveranstaltung Swiss Economic Forum, an der drei Hauptpreise (dotiert mit 30 000, 15 000 und 5000 Franken) verliehen werden, findet am 26. und 27. Mai 2000 statt.