Gemeinsam aus der Krise – Schweizer Geldinstitute in New York

Schweizer Geldinstitute In New York

Die Schweizer Geldinstitute in New York helfen sich gegenseitig mit Büroräumen aus. Und starten Programme für ihre traumatisierten Mitarbeiter.

Die New-Yorker Mitarbeiter von Credit Suisse und UBS können nach dem Erlebten nicht zur Tagesordnung übergehen. Jetzt sind die Schweizer Grossbanken daran, ihr Personal wieder psychisch aufzubauen.
Weisse Holzbarrikaden versperren die Zufahrt zum Hauptsitz von UBS Warburg in Stamford, Connecticut, das Sicherheitspersonal am Eingang des Neubaus wurde vorsichtshalber verstärkt. Vergessen ist für einmal der Konkurrenzkampf unter den Geldinstituten. Finanzgesellschaften, die Büros im World Trade Center verloren haben, bietet die UBS in Manhattan und in Stamford Realersatz an – zum marktüblichen Preis. Besonders am UBS-Warburg-Hauptsitz, wo üppig ausgebaut wird und neben dem weltgrössten Handelsraum ein weiterer Tradingfloor entsteht, sind Quadratmeter verfügbar. Gut möglich, dass die UBS schon bald der CS Unterschlupf gewährt, deren Gebäude – das World Trade Center Nummer 5 – demoliert ist. Daselbst waren 858 Mitarbeiter von Credit Suisse First Boston (CSFB) einquartiert, die sich allesamt rechtzeitig in Sicherheit brachten. In Princeton, New Jersey, und am Hauptsitz an der Madison Avenue in Manhattan haben sie eine vorläufige Bleibe gefunden. «Der definitive Arbeitsort wird in den nächsten Monaten festgelegt», sagt CSFB-Direktorin Jeanmarie McFadden.

Büroraum ist nur eines der Probleme, die CSFB-Chef John Mack umtreiben. Er muss das evakuierte Personal, das Verzweifelte aus den Fenstern der brennenden Bürotürme springen sah, moralisch aufrüsten. Im 9. Stock an der Madison Avenue ist hierfür ein Sitzungszimmer zum Trauma-Center umfunktioniert worden. Betrieben wird es von Employee Assistance Programs International, einer Personalberatungsfirma, spezialisiert darauf, in krisengeschüttelten Unternehmen Beistand zu leisten. Die Firma aus Denver hat Erfahrung im Umgang mit Entlassungswellen, Schiessereien im Betrieb, Flugzeugabstürzen. Ziel ist es, direkt Betroffenen bei der Verarbeitung traumatischer Erlebnisse zu helfen.

Über das Programm in der Bank mag McFadden nichts sagen. In einem internen Memo wird das Angebot umschrieben. Täglich werden in zwei Sitzungen die Ereignisse vom 11. September besprochen. Für externe CSFB-Mitarbeiter gibts täglich viermal Konferenzgespräche, daneben bietet die CS-Tochter persönliche Beratung mit Psychologen an. In einem Leitblatt zuhanden der Mitarbeiter sind 13 Tipps zur Krisenbewältigung aufgelistet, darunter das Vermeiden von Selbstkritik oder das Suchen nach Kontakten. Erklärte Absicht von EAP International ist es, die Produktivität der Banker zu erhöhen, ihre Gesundheitskosten zu senken und die Fluktuationsrate bei der CSFB so klein wie möglich zu halten.

Ungewöhnlich ist nicht nur die Betreuung traumatisierter CS-Mitarbeiter, ungewohnt ist auch der Ton, der derzeit unter den bedeutendsten Investmentbanken des Landes angeschlagen wird. CSFB-Chef John Mack, UBS-Warburg-Chef Markus Granziol und die Spitzenleute der übrigen Konkurrenz haben die amerikanische Kundschaft in ganzseitigen Inseraten konzertiert für die Efforts zur Überwindung der Krise gelobt.

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