Die Kleinen sind die Lackierten

Der Mangel an hoch qualifizierten und spezialisierten Arbeitskräften ist eine Tatsache. Nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Europa. Der grösste Personalengpass besteht im Bereich der Informationstechnologien (IT). Gemäss einer Studie der International Data Corporation (IDC) fehlen in der EU 1,7 Millionen IT-Experten. Allein in Deutschland sind über 400 000 Stellen vakant.

Trotz der prekären Situation gibt sich der Bund gelassen. Zwar bestätigte das Bundesamt für Ausländerfragen an einer Pressekonferenz Anfang März dieses Jahres den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften vor allem im IT-Bereich. Aber eine Soforthilfe wie in Deutschland, wo mit auf fünf Jahre befristeten so genannten Greencards 10 000 IT-Spezialisten von Ländern ausserhalb der EU geholt werden sollen, wird es in der Schweiz nicht geben.

Der Grund: Die Ausländerkontingente sind überhaupt nicht ausgeschöpft. Wörtlich erklärt das Bundesamt: «Nach Ablauf eines Drittels des laufenden Kontingentjahres sind gesamtschweizerisch erst 26 Prozent des Jahresaufenthalterkontingents beansprucht worden.» Laut dem Bund können sehr wohl für ausgewiesene Informatiker aus Indien, Russland oder anderen Ländern, die nicht zu den traditionellen Rekrutierungsländern gehören, Arbeitsbewilligungen erteilt werden. Natürlich nur, sofern in der Schweiz sowie in den EU- und Efta-Ländern keine solchen Fachleute gefunden werden können.

Ein schwacher Trost. Die Probleme wegen fehlender Fachkräfte sind damit nicht vom Tisch.
Tatsachen sind:
Arbeitsgesuche für ausländische Arbeitskräfte müssen den kantonalen Arbeitsämtern eingereicht werden. Und diese sind nach wie vor äusserst zurückhaltend, wenn es um die Anstellung von Informatikerinnen und Informatikern aus Entwicklungs- und Schwellenländern geht. In einigen Kantonen werden beispielsweise Arbeitsbewilligungsgesuche für Spezialisten aus Russland und Indien prinzipiell abgelehnt.

Gerade im IT-Bereich sind es vor allem junge Unternehmen, die dringend zusätzliche Arbeitskräfte benötigen, um in den schnell wachsenden Märkten mithalten zu können. Jungunternehmen tun sich aber mit den staatlichen administrativen Hürden erwiesenermassen schwer. Deshalb wurde speziell vom Seco die KMU-Taskforce gebildet, die über ihre Internetpräsenz den Klein- und Mittelunternehmen und vor allem den Jungfirmen den Zugang zu den richtigen Informationen erleichtern und administrative Hürden abbauen will. Doch unter der Homepage http://www.kmuinfo.ch sucht man vergebens nach einer Wegleitung, wie Jungfirmen zu ihrem IT-Personal kommen können.

Der Bund hätte eigentlich allen Grund, sich dafür einzusetzen, dass hier zu Lande genügend ausgewiesene Fachleute für die Schlüsseltechnologien der Zukunft zur Verfügung stehen. Wegen des Mangels an Fachkräften büssen nämlich gemäss einer Studie des Forschungsinstituts Datamonitor die Volkswirtschaften in Westeuropa jedes Jahr Dutzende von Milliarden ein. Höchste Zeit, dass der Bund reagiert und beispielsweise eine Anlaufstelle schafft, damit auch Jungfirmen und kleinere Unternehmen zu ausländischen IT-Fachkräften kommen können. Ein guter Grund für alle Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer, an der derzeitigen Umfrage beim Seco mitzumachen und unter «Bemerkungen» das Problem mangelnder Spezialisten zu thematisieren. Der Fragebogen kann von http://www.kmuinfo.ch heruntergeladen werden.

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