MARC ROSSET: «Nur einen Fehler gemacht»

MARC ROSSET

Von Jakob Hlasek wurde er für die Daviscup-Partie gegen Australien ausgeschlossen. Jetzt schiesst Marc Rosset zurück.

–: Jakob Hlasek verkündete in Melbourne, das Thema Daviscup sei für Sie erledigt. Stimmt das?

MARC ROSSET: Hlasek erzählt viele Dummheiten.

 

–: Sie schliessen ein Comeback also nicht aus?

ROSSET: Natürlich nicht, wenn mich Herr Hlasek will. Ich glaube allerdings nicht, dass dies der Fall ist. Schliesslich sagte er, mit mir im Team sei die Atmosphäre schlecht.

 

–: Was ist Ihr Problem mit Hlasek?

ROSSET: Keines. Er hat ein Problem mit mir. Er erträgt einfach keinen Leader im Daviscup-Team.

 

–: Offenbar sind Sie ein schwieriger Leader.

ROSSET: Vielleicht bin ich schwierig, aber ich bin erfolgreich. Obwohl wir in den vergangenen fünf Jahren kein herausragendes Daviscup-Team hatten, spielt die Schweiz noch immer in der ersten Division.

 

–: Wann haben denn Ihre Schwierigkeiten mit Hlasek begonnen?

ROSSET: Im letzten Februar, als die Teammitglieder Mezzadri und nicht Hlasek als Daviscup-Coach forderten. Hlasek glaubt, ich hätte gegen ihn Stimmung gemacht.

 

–: Stimmt das nicht?

ROSSET: Nein.

 

–: Sie sind also der grosse Saubermann im ganzen Daviscup-Theater?

ROSSET: Den einzigen Fehler, den ich machte, betraf Stéphane Oberer. Vor einem Jahr verkündete ich in der Presse, dass es im Daviscup entweder ihn oder mich gebe. Das hätte ich ihm in einem telefonischen Gespräch mitteilen müssen.

 

–: Hlasek kritisierte Sie in Melbourne als destruktive Person und Egozentriker.

ROSSET: Ah ja? Hlasek war während seiner Aktivkarriere selber der grösste Egozentriker. Der einzige Schweizer, der dem Daviscup-Team in den vergangenen zehn Jahren resultatmässig etwas gebracht hat, bin ich. Wie kann er mich da als destruktiv bezeichnen?

 

–: «Destruktiv» meinte er mehr im Sinne von …

ROSSET (unterbricht): Bevor Hlasek in den Daviscup zurückkam, waren wir ein Team von zehn glücklichen Spielern, jetzt ist nur noch die Hälfte da. Wer ist da wirklich destruktiv?

 

–: Sie scheinen den Rauswurf durch Jakob Hlasek nicht verdaut zu haben.

ROSSET: Die Situation ist für mich völlig unfassbar. Da ist Hlasek, der mich nicht will, weil ich der Mannschaft angeblich nicht gut tue. Auf der anderen Seite stehen die Spieler, die mein Mitmachen fordern, weil ich gut fürs Team sei.

 

–: Hatten Sie kürzlich Kontakt mit dem Schweizer Tennisverband?

ROSSET: Ich sprach eine Stunde lang mit dem Daviscup-Verantwortlichen René Stammbach und legte ihm meine Meinung dar. Nun will Herr Stammbach noch mit Hlasek sprechen, um dessen Haltung auszuloten. Doch das wird nichts ändern.

 

–: Hätten Sie mehr Unterstützung vom Verband erwartet?

ROSSET: Ich glaube, die Schweizer Funktionäre mögen mich nicht. Jedenfalls machen sie mein Leben nicht einfach.

 

–: Es kursiert das Gerücht, wonach Ihr Streit mit Hlasek damit zu begründen sei, dass Sie dereinst selber gerne Daviscup-Coach würden.

ROSSET: Das stimmt nicht. Ich habe vor, noch einige Jahre als Profi Tennis zu spielen. Also verschwende ich keine Gedanken in eine andere Richtung.

 

–: Sie behaupten, sämtliche Spieler würden hinter Ihnen stehen. Trifft das auch auf George Bastl zu? Schliesslich hatten Sie Differenzen mit ihm, weil er als Erster den Daviscup-Boykott brach.

ROSSET: Ich sprach mit ihm noch nicht am Telefon. Doch Lorenzo Manta berichtete mir, dass auch Bastl finde, ich gehöre ins Team. Alle, die mich kennen, unterstützen mich in dieser Sache.

 

–: Bastl hatte sich in Melbourne darüber beschwert, dass Sie ihn schneiden würden.

ROSSET: Alle Schweizer Daviscup-Spieler hatten im Dezember beschlossen, nicht unter Hlasek zu spielen. Dann änderte Bastl seine Meinung. Darüber hätte er uns sofort informieren müssen. Doch das Einzige, was ich von ihm erhielt, war ein Fax. Ich war enttäuscht, dass er nicht zum Telefon gegriffen hatte. Darum verhielt ich mich in Melbourne ihm gegenüber ziemlich kühl.

 

–: Doch dieses Problem ist nun vom Tisch?

ROSSET: Das Problem ist zu klein, als dass es unsere Beziehung zerstören würde. Wir werden zusammen ein Bierchen trinken, und dann ist alles wieder gut.

 

–: Kann das Daviscup-Team ohne Rosset überhaupt Erfolg haben?

ROSSET: Natürlich, denn ich bin nicht der Einzige, der gewinnen kann. Ich brachte in der Vergangenheit allerdings einen besonderen Geist ins Team. Jedenfalls mehr, als es Jakob je tat.

 

–: Werden Sie mit Hlasek wieder Kontakt aufnehmen, um doch noch ins Daviscup-Team zu kommen?

ROSSET: Wenn er mit mir sprechen will, kann er mich jederzeit anrufen.

 

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