Gegen weitere Überraschungen

Gegen weitere Überraschungen

SAirGroup-Chef Philippe Bruggisser will die Crossair finanziell unter die Lupe nehmen – und ihren Chef Moritz Suter an die Kandare.

Am 10. Januar geschah das bislang Unerklärliche: In Niederhasli ZH stürzte eine Saab 340 der Crossair ab; alle zehn Insassen kamen zu Tode. Ein Schock für die aufstrebende Fluggesellschaft – und ein harter Test für die Beziehungen zwischen Firmenmutter SAirGroup und Crossair-Chef Moritz Suter.

Der Absturz bringt es mit sich, dass drei externe Spezialisten seit dem 14. Februar die Crossair mit einem so genannten Qualitäts-Audit genauen Prüfungen unterziehen. Das Trio, ausgesucht von Rolf Winiger, Chef der SAirServices (Technik, IT-Firma Atraxis, Swissport), untersucht Flugbetrieb, Technik und die Qualitätssicherung der Crossair und will gegen Ende April berichten. Der Audit, so heisst es offiziell, sei von SAirGroup-Chef Philippe Bruggisser und Moritz Suter gemeinsam beschlossen worden.

Doch die technische Seite allein genügt Bruggisser nicht. Jetzt wird Crossair auch finanziell durchleuchtet. Anders als beim Qualitäts-Audit sind es allerdings nicht externe Spezialisten, die Suters Airline untersuchen. Bei der zweiten Prüfung gehen Bruggissers Leute zur Sache. «In einer dreiköpfigen Arbeitsgruppe sollen die Management-Informations-Systeme der Crossair überprüft werden», bestätigt SAirGroup-Kommunikations-Chefin Beatrice Tschanz. Dazu, sagt Tschanz, «gehört das ganze Finanzwesen». Der Arbeitsgruppe sollen ein Mitarbeiter von SAirGroup-Finanzchef Georges Schorderet, ein weiterer Zahlenfuchs der SAirGroup sowie ein Crossair-Vertreter angehören.

Dass Bruggisser eine solche Untersuchung anordnet, ist sein gutes Recht. Immerhin ist er Verwaltungsrats-Präsident der Crossair; die SAirGroup ist mit ihrem Crossair-Kapitalanteil von 69,01 Prozent legitimiert, den Finanz-Röntgenstrahl auf Basel zu richten. Doch die Massnahme zeigt auch: Bruggisser will den Crossair-Chef jetzt an die Kandare nehmen.

Merkwürdig: Nach dem Swissair-Absturz in Halifax war kein externer Qualitäts-Audit nötig; Soll und Haben der Swissair mussten nicht grundsätzlich umgepflügt werden. In der Vergangenheit wurde Bruggisser nicht müde, die kostengünstige Produktionsweise von «unserem Moritz» zu loben. Jetzt weht der Wind anders: «Der Crossair-Absturz hat Bruggisser wachgerüttelt», sagt ein SAirGroup-Topmanager, «mit der Untersuchung soll weiteren Überraschungen vorgebeugt werden.» Offenbar nimmt Bruggisser den Absturz zur Gelegenheit, das Wachstum der Basler Linie grundsätzlich zu durchleuchten – und einen seiner schärfsten Kritiker zurückzustutzen.

Für Suter, der in der Vergangenheit wiederholt gegen die SAirGroup in Angelegenheiten wie Airline-Zukäufe, Franchising oder die Qualiflyer-Strategie wetterte, muss das ein klares Zeichen sein: Mutter SAirGroup sagt wieder vermehrt, wo es langgeht. Am 3. Februar beschloss die Swissair-Spitze, den Swissair/Crossair-Direktflug Basel–New York zu kippen – eine «Darling»-Linie, die Suter lange gefordert hatte. Elf Tage später wurde der Qualitäts-Audit eingesetzt. Mit dem letztwöchigen Entscheid, eine Finanz-Task-Force loszuschicken, setzt die Mutterfirma ihre harte Linie fort.

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